Das grüne Pony

Übers Pony

Ein grünes, gezeichnetes Pony in voller Größe, dessen linke Gesichtshälfte von seiner wehenden, wilden Mähne verdeckt wird, schaut einen freundlich, aufgeweckt und doch nachdrücklich an.

Warum überhaupt ein grünes Pony?

Ich könnte für mich persönlich hunderte Assoziationen mit dem Begriff Pony herstellen, und mit der Farbe grün wären sie wohl unendlich. Im Alter von vier Jahren bekam ich ein Shetlandpony namens Susi geschenkt und verbrachte mit ihm die glücklichsten Stunden meiner Kindheit. Zusammen entdeckten wir Fauna und Flora, die Freiheit und das Leben da draußen. 


Barfuß, ohne Sattel auf dem weichen Ponyrücken sitzend, tastete ich mich mal behutsam, mal eher abenteuerlich – aber immer voll kindlicher Freude und Neugier in fremde Umgebungen meines dörflich geprägten Umfeldes vor. Weiden, Wiesen, Wälder, Bäche und Tümpel – mit Susi zusammen habe ich sie kennen gelernt. Nur wir beide. In Gottes1 überwältigend großartiger Natur.


Das Pony in ‚das grüne Pony‘ steht für mehr als den treuesten, tierischen Weggefährten aus Kindheitstagen. Es ist für mich eine Art Symbol für ein unbefangenes Erkunden eines neuen Gebietes. 


Ein grünes Pony ist es deshalb, weil ich mich dabei auf einen so nachhaltig wie nur eben möglich, die Umwelt schonenden und Tierleid-freien Erkundungsritt begebe. Und grün steht ja nicht nur für alles rund um die Erhaltung und Wertschätzung der Natur, grün ist auch die Farbe der Hoffnung. 

Welche Idee steckt hinter dem grünen Pony?

Dazu muss ich ein wenig ausholen und dank der Tatsache, dass wohl so gut wie niemand diesen Blog lesen wird und die Länge von Beiträgen nicht SEO2 -mäßig begrenzt ist – kann ich es hier so ausführlich und frei schildern wie ich möchte.

 

Ich selbst habe (viel zu) lange gebraucht, um zu begreifen was mit unserer Natur passiert ist in den letzten 58 59 Jahren, die ich nun auf der Welt bin und wie ich durch mein Handeln, meine Entscheidungen dazu beigetragen habe. Ich war blind und taub. Immer gefangen in „etwas“, das gerade wichtiger schien. Ich trage eine Mitschuld an dem Desaster auf das wir alle heute zusteuern. 

 

Als es mir das dann endlich langsam dämmerte, zog ich die Reißleine. Ziemlich radikal. Und nur bei mir selbst – denn nur dort kann jede/r etwas bewirken. In der zweiten Hälfte meines Lebens möchte ich etwas wieder gut machen, sofern das überhaupt noch geht. Zumindest möchte ich es versuchen. 

 

Also habe ich sortiert, entsorgt, geordnet, hinterfragt, behalten, gespendet, verschenkt, besser gepflegt, geflickt, beobachtet, mich verabschiedet, verzichtet, mich belesen, gelernt, wahren Luxus für mich ganz neu definiert und so schrittweise mein Leben in Richtung mehr Nachhaltigkeit umgekrempelt. Das ist ein Lernprozess, dafür gibt es keinen Button. Nur einen privaten Startknopf.

 

Früher konnte ich beispielsweise nicht oft genug im Steakhouse speisen, heute bekommen mich keine zehn Pferde mehr dahin. Dafür kann ich jetzt ein veganes Boeuf Stroganoff3 zubereiten, nach dem sich viele Fleischessende die Finger lecken würden. 

 

Eine Tür schließt sich, eine andere geht auf. Und so bin ich nun seit vielen Jahren Vegetarierin, für die der Verzicht darauf ein Tier zu essen keiner mehr ist. 

 

Nachhaltigkeit zieht sich heute wie ein roter Faden durch mein Leben. Jegliche meiner persönlichen Kaufentscheidungen geht vorab durch so etwas wie einen „Grün genug oder immer noch der gleiche, sinnlos die Umwelt belastende Murx-Scan“. Immer seltener gewinnt Letzteres. 

 

Allerdings muss frau/man oftmals ganz genau hinschauen und (zu) oft bleibt auch dann noch – nach eingehender Prüfung – dieser Tage immer eine Wahl zwischen Pest oder Cholera übrig. Gegebenenfalls läßt sich dann mitunter besser ganz darauf verzichten. 

 

Doch was ist mit den wirklich notwendigen Dingen des täglichen Bedarfs? Wie zum Beispiel Bekleidung? Gibt es nachhaltig produzierte, vegane Mode für Frauen? Durchaus. Aber auch für mehrgewichtige, große Frauen? Ein klares Nein. Ab Größe 46 wird es nahezu unmöglich etwas zu finden, dass keine ökologisch eher bedenklichen Bestandteile enthält und/oder nicht in einem sehr fernen Land gefertigt wurde.

 

Meine Schuhe sind inzwischen vegan, z.B. trage ich Sneaker mit einem 0%tigen Plastik-Anteil, hergestellt in Portugal. Damit wurde dieses Paar schon mal nicht um die halbe Welt geschippert, nur damit ich Schuhe an den Füßen habe.

 

In punkto umweltfreundlicher Bekleidung stoße ich seit Längerem an Grenzen. Es war schon zu Nicht-Nachhaltig-Zeiten schwer für mich, etwas Schönes zu kaufen. Ohne dafür tief in die Taschen greifen zu müssen, denn das Luxussegment bietet ja immer etwas. 

 

XL-Eco-Mode zu finden, die nicht nur der Länge und Breite nach passt, sondern auch einen gewissen ästhetischen Aspekt berücksichtigt, durch schlichte, dezente, sich zurücknehmende Eleganz begeistert oder einfach zeitlos schön ist – das ist mittlerweile zu einer Mammutaufgabe geworden, derer ich müde geworden bin. 

 

Ich mag nicht mehr tagelang im Internet recherchieren, um nach z.B. einem ansprechenden Pullover aus umweltfreundlichem Materialien, am allerbesten vegan und fair in Europa produziert und/oder der zumindest ein GOTS-Zertifikat hat – um mich dann, wenn ich meine einen gefunden zu haben, mühsam durch die variierenden Größentabellen der unterschiedlichen Eco-Labels zu lesen und um dann wiederum festzustellen, dass mit XXL nur die Größe 46 gemeint ist, die aber auch (wie häufig) gerade ausverkauft ist. 

 

Wenn ich einen Pullover, eine Jacke oder eine Hose suche, dann benötige ich wirklich eine/n. Mein Kleiderschrank ist mittlerweile klein. Und ich kaufe lieber einmal gut, als fünfmal Schrott. Das ist nicht nur viel nachhaltiger, sondern schont auch den Geldbeutel. Und schon bin ich beim Thema Qualität der feilgebotenen Waren angelangt, die mitunter ebenso dringend der Verbesserung bedarf. 

 

Unter einer Auswahl an geschmackvollen Pullovern verstehe ich persönlich nicht ausschließlich zu knapp sitzende Hoodies, verfügbar in drei langweiligen Farben, mit breitem Logo oder das Auge schmerzenden, nichtssagenden Slogan des ‚Designers‘ auf der Brust. 

 

Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, ich mag Hoodies. Nur hätte ich ihn gerne in meiner Wohlfühlgröße, ohne diesen ‚Litfaßsäulen-Charme‘, in einer meinem Hautton schmeichelnden Farbe, mit einem gewissen Pfiff und vor allem anderen: rundherum ökologisch hergestellt. Ist denn das so schwierig? Offenbar schon. 

 

In einem Zeitalter, das mit Individualismus nur so protzt, kriegen wir es nicht hin, unterschiedlichste Menschen ihrer Größe und Breite nach, klimaneutral und damit parallel verantwortungsbewußt für kommende Generationen, anzuziehen. 

 

Wann ist Ihnen das letzte Mal jemand auf der Straße begegnet, der/die Sie innerlich nicken und beeindruckt hat staunen lassen – weil er/sie sich einfach umwerfend schick, seinem oder ihrem Typ entsprechend angezogen hat? 

 

Jemand, der/die mit einem offensichtlich sicheren Gefühl für das Zusammenspiel von Farben, Formen und Mustern seiner/ ihrer ureigenen, individuellen Persönlichkeit dadurch ungemein schmeichelt? Jemand, der/die heraussticht aus der Masse des ewig gleichmachenden Einerleis. Ich persönlich finde sie nicht mehr, oder nur noch ganz vereinzelt. Ein Paradoxum dieser Zeit. 

 

Und jetzt stellen Sie sich bitte das gleiche Szenario nochmals so vor, dass diese bemerkenswert gut gekleidete Person von oben bis unten in nachhaltiger Kleidung Ihren Weg kreuzt. Spätestens jetzt sind meine Straßen leer.

 

Für eine übergewichtige, große Person (wie mich), die sich gerne gut, individuell, tierleid-frei und umweltfreundlich anziehen möchte, existiert nicht mal die Straße.

 

Um mich umweltfreundlich einzukleiden, wäre/bin ich auch bereit, mich in den Zug zu setzen und in ein Geschäft in einer anderen Stadt zu fahren. Doch, wohin sollte ich fahren? Eine Auswahl an XL-Eco-Mode-Labels ist praktisch nicht vorhanden. 

 

Sollte ich also einen/eine Maßschneider/in für eine Bluse, eine Jacke, einen Mantel oder eine Hose beauftragen? Wer könnte sich so etwas wohl auf lange Sicht leisten? Oder soll ich dann darauf hoffen, dass im Second Hand Laden mal etwas Ansprechendes und Passendes für mich dabei ist? Wie, wenn es First-Hand schon nichts ökologisch Wertiges in meiner Größe gibt?

 

Und genau diese Situation ist der Grund, die Initialzündung, die Idee hinter Das grüne Pony. Aus diesem frustrierenden Mangel heraus, wage ich mich an ein Experiment: 

 

Ich werde meine persönlichen Vorstellungen von tragbarer und ökologisch einwandfreier Oberbekleidung für kurvige, große Frauen nun selbst umsetzen.  

Gibt es noch andere Gründe dafür, diese Idee umzusetzen?

Ja, die gibt es. Gesundheitsbedingt ist es mir nicht mehr möglich einer Beschäftigung im klassischen Sinn nachzugehen. Viele Jahrzehnte stand ich unter extremem Stress und das fordert irgendwann auch seinen extremen Tribut. Höher, weiter, schneller und immer mehr, mehr, mehr – das kann und will ich heutzutage nicht mehr. 

 

Dennoch braucht aus meiner Sicht Jede/Jeder eine sinnvolle Aufgabe. Danach habe ich für mich eine ziemlich lange Zeit gesucht. Was würde mich interessieren? Was könnte ich trotz der Einschränkungen auch noch mit zunehmendem Alter bewerkstelligen? Was gibt es, worin ich meine Kreativität mit Umweltfreundlichkeit und mit einem Nutzen für einen gewissen Teil der Allgemeinheit verbinden kann? Und wäre dieses dazu geeignet ein kleines Zubrot zur bescheidenen Rente hinzuzuverdienen, sodaß die finanziellen Aussichten etwas rosiger sein würden?

 

Nach mehreren Anläufen in unterschiedliche Richtungen, stand es 2023 für mich endgültig fest. Ich werde Nähen und Sticken lernen und meine XL-Eco-Ideen einzig und allein mit reinem Leinen, dem wunderbarsten aller Naturstoffe verwirklichen und meine nachhaltigen Kreationen der Öffentlichkeit zum Kauf anbieten. 

 

Sie werden wie ich, beim Lesen dieses Blogs viel über Leinen erfahren und vielleicht genauso wie ich darüber staunen, was dieses edle Gewebe alles kann. 

 

Über dieses Online-Tagebuch haben Sie, der oder die Sie (wie auch immer) auf diese Site gelangt sind, die Möglichkeit mir beim Scheitern oder Gelingen, bei meinen Fortschritten und Rückschlägen während der Realisierung meines kleinen Seniorinnen-StartUps zuzuschauen. 

 

Warum ein rein analoges Experiment?

Wie Sie der Startseite dieses Blogs entnehmen können, bin ich nicht darauf aus, meinen kleinen Laden mit digitalen ‚Hilfsmitteln‘ aufzubauen. Warum das so ist, das erzähle ich Ihnen jetzt, ganz ausführlich. 

 

Es ist nicht so, dass ich die digitale Welt und ihre Möglichkeiten nicht kenne. Eher das Gegenteil ist der Fall. Leider weiß ich dadurch auch um ihre Schattenseiten und diese überwiegen  – aus meinen persönlichen Erfahrungen – immens.

 

Natürlich könnte ich für mein Vorhaben eine Website mit einem Webshop live stellen, dazu einen Insta und TikTok Kanal mit aktuellem Content füttern und über weitere flankierende Plattformen sowie andere Online-Maßnahmen versuchen möglichst viele Besucher/innen und damit potentielle Kundinnen auf mein Angebot aufmerksam zu machen. So oder so ähnlich steht es in jedem Gründerkonzept oder ist es der Alltag in bestehenden Unternehmen. 

 

Spielen wir das doch mal kurz gedanklich durch. Eine gute, irgendwann zielführende, professionell erstellte Website hat nicht nur ihren Preis, sondern fordert täglich sehr viel Aufmerksamkeit. Als die wichtigste Visitenkarte eines Unternehmens muss sie (am besten) täglich gepflegt, beobachtet und optimiert werden. 

 

Nicht nur aus inhaltlichen oder Suchmaschinen-spezifischen Gründen ist das essentiell, sondern auch weitere Aspekte wie Datenschutz, Customer-Journey, etwaige rechtliche Änderungen von Online-Marketing-Vorgaben etc. pp spielen hierbei eine tragende Rolle. 

 

Ein angegliederter Webshop wäre nicht nur IT-mäßig oder aus E-Commerce Sicht eine stetige Herausforderung, auch die Arbeit dahinter muss ja erledigt werden. Ware muss verpackt, versandt oder auch wieder zurückgenommen werden. Ein sicherer Zahlungsverkehr, verlässliche Lieferpartner und eine schnelle Kommunikation mit Kunden sollte jederzeit gegeben sein. AGBs, Reklamationshandling, Beantwortung von Kundenfragen und -rezessionen, Auswertungen von Statistiken, Erstellung von Redaktionsplänen, After-Sales um nur ein paar Dinge zu nennen – kurzum, es steckt sehr sehr viel Arbeit dahinter. So etwas ist – sofern frau es richtig gut machen will (und diesen Anspruch hätte ich persönlich, denn halber Kram ist meistens Murx) – nur noch von Profiteams zu leisten. 

 

Eine einzelne Person wäre damit ab dem ersten Tag massiv überfordert. Also müsste frau/man nicht nur die Website als solches bei der Gestaltung in ‚fremde Hände‘ geben, auch die Pflege derselben mit wirklich allem drumherum. Der finanzielle Aufwand dafür wäre enorm und diese Kosten müssten sich ja im Verkaufspreis wiederfinden.

 

Für das, was ich mit dem grünen Pony anstrebe, ist es einfach komplett over the top und ganz nebenbei bemerkt auch nicht nachhaltig. Der CO2-Fußabdruck einer Website ist nicht unerheblich. Wir alle vergessen schnell wieviel Energie das Internet verschlingt. Wenn Sie mögen, schauen Sie doch mal hier herein: https://www.ecosistant.eu/website-co2-fussabdruck/

 

Ohne eigene Website sind Social Media Kanäle und weitere, flankierende Online-Maßnahmen – aus meiner Sicht – völlig sinnlos. Daher möchte ich mich von diesem Ballast von Anfang an befreit wissen und mich ruhig und besonnen auf das Wesentliche konzentrieren können. Was allerdings nicht bedeutet, dass ich auf Marketing verzichten werde.

 

Wir werden sehen, ob das in den Zwanzigerjahren dieses Jahrhunderts noch funktionieren kann. Für mich ist es eine von zwei wirklich spannenden Fragen zu meinem Plan. Meine Entscheidung, das Internet nicht mit einzubeziehen, wäre in jeder so genannten SWOT-Analyse4 megafett unter Risiken markiert und würde bei Bankern, Business-Angeln oder anderen Gründungshelfenden sicher ein großes Kopfschütteln nach sich ziehen. 

 

Das hält mich nicht davon ab mit dem grünen Pony einfach loszutraben. 

So wie mit Susi. 

Ein Mädchen sitzt auf einem braunen Pony und reitet im Sommer durch ein Getreidefeld. Im Hintergrund am Horizont sind dunkle Wolken
Foto: Pixabay

"Wir haben nur diese eine Erde. Wo sollen wir denn hin, wenn sie nicht mehr da ist?" Dalai Lama

1 ich könnte hier auch vom Universum schreiben, doch ich spreche lieber von meinem persönlichen Ansprechpartner und ob es sich dabei nun um Jesus, Jahwe, Mohammed, Buddha oder andere StellvertreterInnen handelt ist nicht relevant. Sozusagen schnurzpiepeegal. 

2 SEO ist eine Abkürzung für Search Engine Optimization, zu deutsch Suchmaschinen-Optimierung 

3 das Rezept für dieses leckere, vegane Pilz-Stroganoff finden Sie im Blog Eat this!   

4 SWOT-Analyse – ist eine analytische Betrachtung aller Stärken (Strengths), Schwächen (Weaknesses), Chancen (Opportunities) und Risiken (Threats) eines Unternehmensprofils. 

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